Naja, mal überlegen… zumindest kein Funkgerät… und keine Antenne…

OV-Abende werden zunehmend über das Internet abgehalten. Aufrufe zum Treffen auf Direkt- oder Relaisfrequenzen verhallen und werden in sozialen Medien diskutiert. Ich schätze den DARC (noch) sehr – wirklich. Aber der Club der schwindenden Mitglieder streut sich selbst das Salz in diese klaffende Wunde. Nun hat der DARC ja sogar einen Video-Server im Internet bereit gestellt, um den geplagten Geistern, die zuhause bleiben und auf die Currywurst auf dem OV-Abend verzichten müssen, eine Plattform zur Kommunikation untereinander anzubieten. Ist dies nicht der Irrsinn schlechthin, wenn auf der einen Seite immer mehr dummsinnige Relais aufgebaut werden, wie bei mir in 16,30 Meter Nachbarschaft zu meinem eigenen Repeater (im selben Amateurfunkband nur ein paar kHz daneben), und auf der anderen Seite die Kommunikation im Internet beworben wird?

Weitere Kommunikationsmethoden zum Austausch von Katzenbildern, dummen Sprüchen und lustigen Videos über Messenger auf Smartphones und Tablets zeigen den zur minimalistischen Vereinfachung geschrumpften Verstand dieser Spezies. Da ist es nicht verwunderlich, wenn das Erlangen wenigstens eines DO-Zertifikats zur Teilnahme am Amateurfunkdienst zu einer unüberwindbaren Hürde wird.

Vor Jahren habe ich mich noch hingesetzt und gebannt auf die Ausstrahlung der neuesten Nachrichten an meinem heimischen Empfänger gewartet. So wie auf die Tagesschau um 20 Uhr. Ich glaube, der Funkamateur braucht diese Geräte doch gar nicht mehr, so er denn Rundsprüche und neueste Nachrichten direkt als E-Mail (über das Internet!) zugestellt bekommt. Man muss also nicht mehr an seinem Empfänger sitzen. Und wenn man nicht gleich antwortet, wird man hinterher angerufen, um zu fragen, ob die möglicherweise vielleicht sinnlose Nachricht gelesen wurde. Kann man dann nicht gleich einmal telefonieren oder sich vorteilhaft über Funk treffen? Dass ein E-Mail-Austausch auch über Funk stattfinden kann, wissen viele schon gar nicht mehr.

Und dabei haben wir so tolle Frequenzen und Dienste, die die Kommunikation im Hobby erst sinnhaft machen. Video-Server über Hamnet? Hmm, sind die Bandbreiten ausreichend? Für einen Amateurfunk-E-Mail-Server sollte es vielleicht noch gehen, aber einen Videostream? Das habe ich selbst erfahren, als mein DMR-Relais ständig bröckelte, weil die OMs im selben Hamnet auf der Strecke bzw. am Knoten ihre D-ATV-Runden abhielten. Nee, nee, diese Technik ist (noch) nicht brauchbar. Bislang nur bunte Pünktchen auf einer Landkarte. Warum wurde ein Teil noch gleich von den Amerikanern an Amazon verkauft?

Auf Nachfrage bei einem Verbreiter von Rundsprüchen und Neuigkeiten warum denn so dermaßen auf den Versand per E-Mail beharrt wird und die Verteilerlisten möglichst aktuell gehalten werden müssen, bekam ich zur Antwort, dass einige Funkamateure keine Möglichkeit hätten die Rundsprüche zu empfangen. Sind es nicht wir Funkamateure, die die Fahne für die drahtlose Kommunikation hochhalten? Würden wir – im Sinne des Hamspirit – nicht denen helfen, die Rundsprüche nicht empfangen können, und dies irgendwie doch zu ermöglichen?

Hamspirit – Oh, noch so ein Schlagwort… ich wäre vorsichtig es öffentlich zu verwenden, könnte es doch mangels political correctness mittlerweile als Schimpfwort durchrutschen. Auch Vorsicht vor dem, was man in das Mikrofon hinein spricht, wenn es denn funktioniert und der Sender eingeschaltet ist. Es IST öffentlich, es KANN jeder mithören und es WIRD gegen einen verwendet werden. “Gelegenheit macht Diebe”, heißt es doch.

Mal ehrlich… der Respekt vor unserem wertvollen Hobby, dem Amateurfunkdienst, ist bei einigen Mitdenkern verloren gegangen, die nur noch das Internet und den Computer denken lassen. Wir kennen das ja: Treffen sich 5 Genies und haben 12 Meinungen. Und das Bild vom einsam und unermüdlich CQ rufenden Funker im Keller mit Spinnweben unter den Armen kennt man auch. Nur dass hier die Morsetaste gegen die Computermaus getauscht wurde.

Fazit:

Der moderne und zeitgemäße Funkamateur braucht also nur noch einen Internetzugang und ein passendes Endgerät. Statt Yaesu, Icom und Kenwood sind es dann Apple, Samsung und Huawei. Aber er sollte mindestens ein Zertifikat erlangen, das ihn zur Teilnahme am Internet befähigt. Ob hier eine Einsteigerklasse zum späteren Aufstocken sinnvoll ist, bleibt spannend zu erfahren…

 

ps

was hab ich geschwitzt, als “ich” Neuseeland letztens auf 10m mit -23 “gearbeitet” habe… hätt ich nicht hingeguckt, hätt ich’s nicht bemerkt!

HAM oddities
(M)eine kleine Wetterstation mit einem Raspberry Pi (Teil 8)

Kommentar hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.